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02.11.2021

Vision: leidenschaftlich, selbstbewusst und mutig

 

Zu einer erstklassigen Eishockeyausbildung gehört das Erlernen von technischen und mentalen Fähigkeiten. Beides ist von zentraler Bedeutung in der Entwicklung eines jungen Sportlers. «Unsere Nachwuchstrainer verstehen sehr viel von der eishockeytechnischen Ausbildung. Im Bereich der Sportpsychologie gibt es aus unserer Sicht noch ‘Bildungslücken’», sagt Nachwuchssportchef Edgar Salis. Und so war es das Ziel, den Trainern ein rudimentäres Basiswissen in diesem Bereich mit auf den Weg zu geben.

 

 

 

Für 75 Trainer ging es deshalb an einem Wochenende nach Arosa. Sportpsychologin Dr. Katharina Albertin hat die Schulung geleitet. «Mit ihrer offenen, kompetenten und bodenständigen Art konnte sie die ‘Menge’ sehr schnell für sich gewinnen», so Salis. Dr. Albertin wurde von vier weiteren Fachfrauen aus den Bereichen (Sport-)Psychologie und Mentaltraining unterstützt – dies ermöglichte ein effizientes Arbeiten in kleinen Gruppen. Nach einer Einführung ins Thema Sportpsychologie und Mentaltraining gestaltete sich das Wochenende mit Theorieblocks, verschiedenen Workshops und einer Podiumsdiskussion sehr abwechslungsreich. Der Fokus lag voll und ganz auf der psychologischen Fragestellung, weswegen man in diesem Jahr auf die Eistrainings verzichtete.

 

 

 

Warum ist Mentaltraining so wichtig?

 

 

 

Die Einstellung jedes Menschen ist von grösster Bedeutung. Wer sich fürchtet, gedanklich «klein» macht, wird es auch im Leben schwer haben. Dies ist im Eishockey nicht anders. «Für eine optimale Leistungserbringung, aber auch zur Erhaltung der Gesundheit, ist neben physischem Training das Erlernen von Denk- und Fühlstrategien sehr wichtig. Denn Fühlen, Denken und Handeln hängen stark zusammen», erklärt Dr. Katharina Albertin.

 

 

 

Die Führungscrew der Lions hat deswegen eine Vision ins Zentrum gestellt: «Wir wollen Eishockeyspieler, die leidenschaftlich, selbstbewusst und mutig sind.» Das bedeutet, die Spieler sollen eine positive Einstellung entwickeln und stets Freude am Spiel haben. «Wir sind überzeugt, dass sie dadurch leidenschaftlicher an ihrer Karriere arbeiten und bessere Eishockeyspieler werden», sagt Salis. «Trainer und Kinder sollen verstehen, dass sie ihre Gedanken bewusst wahrnehmen müssen und sie mit den richtigen Werkzeugen in eine Richtung lenken, die ihnen Energie gibt, sie motiviert und sie weiterbringt.»

 

 

 

Das Eishockey fordert höchste Konzentrationsfähigkeit. Die mentale Belastung ist durch die Schnelligkeit und der Intensität sehr hoch. Wichtig ist, dass der Spielaspekt dabei nicht vergessen geht. Salis: «Die Spieler sollen eine gewisse mentale Lockerheit wahren. Diese Balance zu halten, ist aber nicht immer einfach.»

 

 

 

Selbstreflexion als Chance

 

 

 

«Die Trainer haben erfahren, dass es so etwas wie psychische Grundbedürfnisse bei jedem Menschen gibt und dass sie mit der Art, wie sie mit Athleten kommunizieren, wie sie ihr Training gestalten und wie sie sich selbst als Vorbild verhalten, Einfluss auf diese Grundbedürfnisse nehmen können», so Dr. Albertin. So können aus Problemen auch Chancen entstehen. Dazu mussten sich die Trainer auch mit sich selbst auseinandersetzen. Sie haben ihre eigenen Kompetenzen reflektiert bekommen und so erfahren, «wie sich konkrete und sorgfältige positive Feedbacks anfühlen und wie stark diese auf die Motivation wirken». Ob Athlet oder Trainer – jeder habe verschiedene Seiten und trage ein inneres Team in sich. Die Coaches durften der Frage nachgehen, welches innere Team sie selbst ausmacht. «Diese Arbeit mit den ‘verschiedenen Ichs’ lässt sich sehr gut mit Tiersymbolen umsetzen. Man merkt für sich relativ schnell, in welchen typischen Situationen man beispielsweise der stolze Löwe, die unnachgiebige Hyäne, die ängstliche Maus oder der aggressive Grizzlybär ist.»

 

 

Diese Bilder sollen dem Trainer im Umgang mit sich selbst oder mit seinen Spielern helfen. «Er soll erkennen, in welcher Verfassung er oder sie sich befindet», sagt Salis. «Sie haben uns Werkzeuge mit auf den Weg gegeben, wie wir diesen Zustand bewusst verstehen und verändern können.» Das Wissen ist bei den Nachwuchstrainern zwar gewachsen, trotzdem ist für Salis klar: «Unsere Trainer sollen nicht ‘Mentalcoach’ sein. Das überlassen wir weiterhin den dafür ausgebildeten Profis.»